Nach meinem Umzug musste ich erstmal das umliegende Buschland erkunden. Mein neues Hotel liegt am Rande der Stadt. Direkt auf der anderen Straße beginnt der sog. Busch. Eine ganz charakteristische Landschaft für diese Gegend. Ungewöhnlich ist nur, dass es so grün ist. Die Farmer, bei denen ich heute grillen war, erzählten mir, dass es auf diesem Stück Land 2018 und 2019 nicht geregnet hat.
Das Land ist z.T. Gemeindeland, z.T. gehört es zur Gudehope Farm. Sie war 30.000 ha groß. Jetzt hat die Gemeinde den Besitzer verpflichtet, mindestens die Hälfte an andere Menschen zu verkaufen, oder zu verpachten. Bei einem dieser Farmer, die hier èin Stück Land gekauft haben, war ich dann heute zum Grillen.
Es gibt nur sehr wenige Ackerflächen für Gemüse, sog. Plots. Getreidefelder gibt es garnicht. In dem eingezäunten Buschland leben Rinder, Pferde, Ziegen, und was immer Farmer züchten will. Die Tiere sind mehr oder weniger auf sich gestellt. Zusätzlich leben hier diverse Antilopen und Baboons (Paviane). Die Farmer und Inhaber der Plots halten eine Menge Hunde, die die Baboons forthalten sollen. Die Baboons überwinden spielend jeden Zaun, und fressen das Gemüse und den Mais auf.
Morgens machte ich dann zuerst einen ausgiebigen Sylvesterrundgang. Langsam kenne ich den Ort und das nähere Umland. Nach etwa 2,5 Std war ich wieder an meiner Unterkunft. Hier standen schon alle trippelnd auf der Straße. Die Mitarbeiter des Hotels hatten beschlossen, heute zu ihrer Chefin auf die „Farm“ zu fahren, um dort zu grillen. Ich wurde also kurzerhand in einen japanischen Minipickup verfrachtet, drei Mitarbeiter*innen auf die Ladefläche. Es wurden dann noch drei weitere Leute von verschiedenen Orten in Otjiwarongo abgeholt. Anschließend ging es vollbepackt und schaukelnd zur Farm.
Nun muss man sich unter Farm in diesem Fall keinen Bauernhof mit allem drum und dran vorstellen. Die Besitzerin Monika, der auch das Hotel gehört in dem ich übernachte, hat ein Grundstück vom Großfarmer gekauft. 5 oder 7 ha, ich habe die genaue Größe vergessen. Sie hat eine Solarstromanlage bauen lassen, die die Pumpe antreibt. Die Pumpe fördert Wasser aus einem etwa 115m tiefen Bohrloch. Hat sie natürlich auch bohren lassen. Damit wurde der Garten 2018 und 2019 bewässert. Geregnet hat es in dieser Zeit nicht einmal! Jetzt ist endlich eine Regenzeit gekommen, und alles grünt und blüht.
Die Farmerin erzählte mir, dass Namibia keine eigene Produktion von Gemüse und Obst hat. Es gibt nur vereinzelte Gärten, in denen für den Eigenbedarf angebaut wird. Der Rest kommt aus Südafrika. Namibia war früher ein Teil von Südafrika, und die Beziehungen sind sehr eng. Hier möchte die Farmerin, und einige andere auch, ansetzen und eine regionale Versorgung aufbauen.
Ein sehr gutes Rezept, wie ich finde. Für mich sieht alles sehr professionell aus. Kunstdünger nutzt sie nicht, auch wird nicht gespritzt. Gedüngt wird mit dem Kot der Ziegen und der etwa 100 Hühner. Außerdem hält sie strenge Fruchtfolgen ein, um den Boden nicht auszulaugen. Es gibt auch einen riesigen Kompost aus Holzpaletten. Der Kompost kommt in die Beete, und wird zur Pflanzenanzucht genutzt. BIO pur. 🙂
Das Land war ja zuerst ganz normales Buschland. D.h., es mussten erst hektarweise Büsche gerodet werden. Natürlich von Hand! Auf den frei werdenden Flächen wurden dann die Beete, Ställe usw angelegt. Ebenfalls werden im großen Stil Obstbäume und Büsche angepflanzt. Diese sind zur späteren Nutzung, aber auch aus der Einsicht, dass Bäume für das ausgedörrte Land gut sind. Sie verhindern Verdunstung und halten das Wasser im Boden fest, und sie binden CO2. Der Klimawandel ist hier in aller Munde. Er wirkt ja auch viel existentieller als bei uns. Ich war sehr begeistert von diesem Projekt. Es gibt zusätzlich auch noch anderen Menschen Arbeit. Eine komplette Famile lebt auf dem Land und beschützt es vor den Baboons und vor Dieben. Die Hunde der Farm liefern sich einen Dauerkampf mit den Baboons. Diese übersteigen die Zäune und versuchen das Gemüse zu fressen. Die Hunde verteidigen ihr Land dagegen. Ein bischen erbeuten die Baboons aber wohl immer.
Nach ausgiebiger Besichtigung, und Diskussion über Fruchtfolgen und Climachange, begann das Grillen. Eine junge Frau, die vorher noch in der sengenden Mittagssonne ein paar Büsche eingegraben und mit Drahtgitter gegen die Ziegen versehen hatte, kochte den Milipap auf dem Feuer. Das ist Maismehl, in Wasser zu einem festen Brei aufgekocht. Obwohl das so gut wie nicht gewürzt wurde, schmeckte es erstaunlich gut. Es war die Grundlage auf dem Teller. Darüber gab es Unmengen von gegrilltem Fleisch, und gemischten Salat aus dem eigenen Garten. Der zweite Teller wurde dann mit gekochtem Huhn, und den restlichen Zutaten gefüllt. Widerrede wurde nicht geduldet, jeder aß folgsam seine zwei Teller leer, ebenso das reichlich vorhandene angegrillte Weißbrot. Oh Mann, war ich voll!
Eigentlich sehnte ich mich nur noch nach einer Siesta auf meinem Bett. In der Zwischenzeit war aber noch die Nachbarin Hettie eingetroffen. Nachbarin heißt, ihr Haus ist etwa 3km entfernt. Dazwischen ist Busch und Nichts. Sie ist von Südafrika nach Namibia umgezogen. Es entwickelte sich eine angeregte und sehr interessante Diskussion über Land und Leute. Sehr lehrreich für mich. Die Menschen haben hier eine andere Gastfreundschaft als bei uns. Genauso, wie ich zu der mir unbekannten Chefin Monika geschleppt wurde, wurde ich nun von Hettie zu ihrem freitäglichen Lagerfeuer dienstverpflichtet. Widerrede kommt nicht vor. 🙂 . Ich werde jetzt vermutlich in der Community „durchgereicht“. Ich freu mich drauf.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es. Vor ein paar Tagen hat hier noch ein anderer Deutscher übernachtet. Er hatte starken Husten und Halsschmerzen. Ich jetzt auch. Schaun mer mal, wie sich das entwickelt.