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E1-Der Weg

Tag 120, Ende des Weges auf dem E1 von Busalla über Niusci nach Genua, 28.08.18

Audiotagebuch zum anhören

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GPX Datei von Busalla nach Orero und Niusci zum runterladen

Video, erster Blick auf Genua

28.08.18 Rainer vor dem Bahnhof in Genua. Angekommen!

Vorab. Sorry, letzte Etappe, der Bericht wird lang. Fast wäre ich diese Etappe nicht mehr gegangen. Die gestrige Etappe war echt der Horror. Uns taten alle Knochen weh. Auch die Seele tat weh, es stand die Trennung von Hubert an. Mein Weg endet in Genua. Er trifft dort heute seinen Sohn, und dann wandern sie ein Stück am Mittelmeer entlang Richtung Rom. Auch Hubert verlässt den E1. Hubert und ich haben meist sehr gut harmoniert. Es war eine wirklich schöne Zeit. Wir haben uns oft gefühlt wie ein altes Ehepaar. Wir haben unsere Tage beim Wandern miteiander verbracht, und unsere Nächte im Doppelzimmer im Ehebett. Nein, nicht was du jetzt denkst lieber Leser! 😉

Diese Mischung aus körperlichem und seelischem Schmerz war schon harter Tobak für mich. Ich wollte das aber nicht als Ende des E1 Trips von Hamburg nach Genua stehen lassen. Dies negative Gefühl gibt nicht diese lange Reise wieder, denn es war schön! Es war auch anstrengend und schmerzhaft. Wir haben nach langen umd schweren Etappen oft eine Weile gebraucht, bis der körperliche Schmerz und die Anstrengung abklangen. Aber generell hatte ich dabei fast immer gute Laune und habe mich auf den weiteren Weg gefreut. Es war berührend und wir hatten Pipi in den Augen auf dem St. Gotthard.  Das! soll in meinem Gedächtnis bleiben, und auch die vielen schönen Wegstrecken. Ganz wichtig auch die vielen netten Menschen die ich traf. Nette Vermieterinnen und Vermieter, Wanderer und all die anderen Menschen. Manche sehe ich vor mir, mit einigen habe ich noch Kontakt. Heike, eine Mitwandererin im Norden schreibt heute, dass sie nach ihrer Fuß-OP nun wieder zu Hause ist. Sie hatte sich den Fuß gebrochen auf dem E1. Gute Besserung Heike! Ich freue mich, dass es ihr besser geht, und bin dankbar, dass ich mich nicht ernsthaft verletzt habe.

Nun zurück zur letzten Etappe mit der Nummer 100! Im Hotel Albergo stand der Abschied von Hubert an. Er fährt direkt von Busalla nach Genua, trifft dort seinen Sohn, und wandert dann am Mittelmeer weiter Richtung Rom. Der Abschied war kurz und schmerzvoll. Mir steckte ein gewaltiger Kloß im Hals. Alles Gute Hubert, man trifft sich immer zweimal! Es war schön mit dir!

Dann die nächste bange Frage. Wie wird der Weg heute sein? Wieder so ein K(r)ampf wie gestern? Einziger Vorteil, er ist heute nicht so lang. Ich treffe erst in der Mitte des Weges wieder auf den E1, und das letzte Stück E1 bleibt also unter 10 km. 🙂 Die wollen aber auch erstmal gelaufen sein. Der Weg ging sofort wieder steil eine Schotterstrasse hoch. Vorbei an einem Steinbruch in die Berge.

Blick zurück Richtung Busalla

Ich fand nicht alle Wege die ich gehen wollte. Einige existierten nicht mehr, dafür gab es parallele Ausweichmöglichkeiten, oder Wege die garnicht auf der Karte verzeichnet waren, aber in die richtige Richtung führten. Durchaus steil und schwer, aber alles gut zu gehen. Auch wieder Hohlwege, aber begehbare.

Steiler Hohlweg, diesmal ohne Schrecken

Um 10 Uhr war der erste von drei Gipfeln heute erreicht. Schöne Ausblicke ohne Ende unterwegs.

Hier geht’s zum Apennin

Bei C. Dell Aqua dann mal wieder eine Strasse mit schönen Ausblicken. Es geht nun auf die Alta Via dei Monti Liguri, gekennzeichnet rot,weiß,rot und mit der Schrift AV auf dem Weiß. Hier dann endlich der höchste Gipfel für heute. Und auf dem Weg hierhin, bei Vittoria, sah ich sie zum ersten Mal. Genua die Stadt am Mittelmeer! Dieser Blick begleitet den weiteren Weg, sich ständig wandelnd.

Alta Via dei Monti Liguri, hinter Vittoria
Erster Blick auf Genua

Aber noch war es ein Stück Weg. Und jetzt überbot sich der E1 mit seinen Ausblicken. Gut, dass ich diese Etappe noch gegangen bin, und mich mit diesen schönen Gefühlen vom E1 verabschieden kann!

Auf der Alm. Man hört auf dem Bild nicht die Glocken der Kühe.

Um 12:10 Uhr dann der letze Gipfel. Jetzt geht es bergab nach Orero, wo ich kurz vor 1 Uhr ankam. Aber, anders als gedacht, gibt es hier garkeinen Bahnhof. Also weiter nach Niusci. Hier gibt es einen Bahnhof für den abenteuerlichen Schienenbus. Aber was für einen Bahnhof!

Der Bahnhof von Niusci

Mit dem Schienebus, mit einem einzigen Waggon, ging es nun mit 30 bis 40kmh die letzten paar Kilometer nach Genua. Da er noch mehrere Nebentäler abfährt, dauert das etwa eine Stunde. Eine absolut abenteuerliche Fahrt auf rappelnden und schwankenden Schienen. Manchmal nur Schrittempo, da die Schienen lose waren. Die neuen Schottersteine lagen schon da, mussten aber noch unter die Schienen gepresst werden. Dadurch, und durch die wirklich herrlichen Ausblicke auf Genua und die Berge, ist diese Strecke ein absoluter Kandidat für die Sendung Eisenbahnromantik.

In Manin, dem Bergbahnhof von Genau,  angekommen, musste ich noch mit dem Bus 34 zum Hauptbahnhof Piazza Principe. Tickets kann man in Genua nicht im Bus kaufen. Es gibt überall so kleine Kioske, da gibt es Tickets. Nur, hier an der Piazza Manin war der geschlossen, Siesta. Also einfach mal rein in den Bus, und dann zum Fahrer. Der zuckte nur die Schultern und meinte, wenn geschlossen sei, müsse ich eben so  mitfahren. Hab ich gemacht. 🙂

Erstmal im Hotel eingecheckt, dann ein wenig Pause. Ich hatte aber schon einges von der herrlichen Altstadt von Genua gesehen, und irgendwann hielt mich nichts mehr im Zimmer. Eine Runde am Hafen entlang, und dann in das Gewirr der winzigen kleinen Gassen umd Straßen. Herrlich! Das hat was.

Denkmal des Christoph Columbus am Hbf, der in Genua geboren ist
Rainer am Hafen in Genua
Genua Hafen
Blick in einen Hauseingang in der Via Bilba

Dann zum krönenden Abschluss. Ich sitze in einer Pizzeria neben meinem Hotel beim Abendessen. Insalata Mista und Pizza Napoli, tutto insieme (zusammen serviert). Da setzen sich draußen zwei deutsche Touristen an einen Tisch. Hubert und sein netter Sohn Paul. Zufall? So lernte ich bei einem kurzweiligen Abendessen auch noch Paul kennen. Ein schöner Abschluss dieses Tages und dieser Reise.

Ich bleibe jetzt noch ein paar Tage in Genua und genieße die Stadt.

Statistik

Ich bin in genau 100 Etappen von Hamburg nach Genua gewandert. Mit Pausen hat das 120 Tage gedauert. Vom 1. Mai bis 28 August 2018 habe ich 1994,6 km mit meiner App Komoot aufgezeichnet. Mein Plan war, bei 2000km Weg, und einem Durchschnitt von 20 km pro Tag, etwa 4 Monate zu brauchem. Am 1. September werde ich exakt nach 4 Monaten wieder zu Hause sein. Bei den Kilometern habe ich mich um 5,4 km verschätzt. Sorry! Wenn alle meine Planungen im Leben so eingetreten wären, wäre das super. War aber nich….. 😉

Arrivederci E1

Noch ein Nachtrag am 30.08.18. Nachdem ich mich ausgiebig erholt habe, und die abenteuerliche Altstadt von Genua erkundet habe, war heute noch eine kultische Handlung 😉 zu vollziehen. Stein und Muschel von der Ostsee mussten im Mittelmeer versenkt werden. Das habe ich gerade gemacht. Durch den Wind ist der Ton leider an manchen Stellen schlecht, sorry. Hier der Link zum Video

Noch ein Nachtrag am 2. Sep 2018, mittlerweile wieder zu Hause in einer völlig fremden Umwelt. 😉

Ich habe 6 kg abgenommen

Die Wanderung hat laut meiner App 458 Std gedauert, in denen ich 2028km gewandert bin, seit meinem Aufbruch. Da sind ein paar KM einer Busfahrt drin, deswegen habe ich die in meiner Tabelle eher großzügig abgezogen.

Ich habe bei der Wanderung 32.660 Höhenmeter überwunden. Das merke ich in den Knochen!

Ich habe in den 4 Monaten knapp 4.000 € ausgegeben für Übernachtungskosten von Hamburg bis Genua. Darin waren Übernachtungen im Wald, die waren kostenlos, einige auf dem Zeltplatz, dann schlafen im Stroh, preiswerte Pilgerherbergen auf dem Teil, als wir mit dem Jakobsweg gemeinsam durch die Schweiz gewandert sind, Jugendherbergen, Pensionen, Hotels.

Noch ein Nachtrag im Dezember 2018
Irgendwo im Schwarzwald auf dem Westweg fingen die Schmerzen in meinem Knie an. Auf den folgenden etwa 800km wurden sie oft recht stark. Ich habe dann, als ich wieder zu Hause war, erstmal 4 Wochen gewartet, ob sich meine alten Knochen wieder erholen. Haben sie nicht!

Bin dann zum Orthopäden, und der hat eine Riss im Meniskusinnenhorn gefunden. Dieser Riss hat scharfe Kanten, die den Knorpel im Knie kaputt machen. Das waren die Schmerzen. Knie ist operiert, ich kann wieder 95% normal laufen, und es wird täglich besser.

Der nächste Tripp geht also nicht wieder über die Alpen, sondern von Belgien, immer an der Küsten lang, nach Littauen. Man lies sich. 😉

7 Antworten auf „Tag 120, Ende des Weges auf dem E1 von Busalla über Niusci nach Genua, 28.08.18“

Hallo Rainer
Ganz herzliche Gratulation. Ich freue mich riesig für dich und wünsche dir jetzt erst mal gutes nach Hause kommen und viele Gedankengaenge zu deiner Reise. Bin gespannt, wann dich der Virus wieder aus dem Haus jagd und welches Projekt du dann angehst.
Liebe Grüsse
Christina

Hi.
Schön, von dir zu hören. Bin schon am Planen für nächstes Jahr. Wahrscheinlichn E9, vielleicht E11. Eine Aktivität für den Winter fehlt mir noch. Irgendwomein paar Wochen in der Sonne. 😉
Zwischendurch werde ich im Winter diesen Blog hier lesen, und mich freuen.

Hallo Gijsbert.

Danke. Meine nächste Tour geht durch deine Heimat, vielleicht sehen wir uns dann mal wieder. Bist du baldmin Rom?

Hallo Rainer,

Ich habe das Niederlandische teil von der E9 gelaufen das war sehr einzam aber auch sehr gut. Ich brauch nog eine woche um zu Rom zu laufen und ich geniese von das herliche Italien!

Gruss

Hallo Rainer,
auch von mir ein großes „Respekt“ zu deiner Leistung auf dem E1 sowie deinen weiteren Plänen bezgl. weiterer Wanderungen!
Ich denke, du bist wieder in Bochum; pflegst deine „Wunden“ und lässt die letzten 120 Tage „sacken“!

Das Angebot mit dem „großem Eis am Ümmingersee“ steht; ich melde mich in ca einer Woche bei dir,
wenn das Wetter gut ist.

Bis dahin

Heinrich Nierhoff

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